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Zurück auf (fast) Null

Grundhässchen durch Grundhass

Ich habe vorhin auf Instagram eine Story von Grundhass gesehen.

Grundhass ist sowohl auf als auch vor/nach der Bühne ein super lieber, witziger, kreativer Liedermacher, den sogar ich schon mal live sehen konnte.

In dem Post bittet er darum, bereits im Vorverkauf Tickets zu kaufen, weil die Verkäufe so schleppend laufen und es sein kann, dass Konzerte im Herbst/Winter nicht stattfinden könnten. Es scheint ein generelles Thema in der Branche zu sein, nicht nur bei Grundhass.

Ich wollte das teilen. Denn ich möchte natürlich, dass die Konzertmachenden ihre Lebensgrundlage behalten. Obwohl ich gleichzeitig auch die aktuellen Todeszahlen im Kopf hatte und vermute, dass das in Herbst/Winter eher noch schlimmer wird.

Von diesem einerseits…andererseits-Gedankengang kam ich zur Frage, ob man nicht auch Soli-Tickets kaufen könnte. Vielleicht sogar so eine Art Ticketbörse einrichten, bei der ich Tickets kaufe, die wer anders nutzen kann. (Ja, das ginge auch ohne Börse, aber das könnte man sicher auch irgendwie organisiert einrichten – egal, ich erkläre nur meine Gedankensprünge).

Mit dem Gedanken, dass ich Tickets kaufen könnte, ohne selber hinzugehen kam ich dann zu „Whatever happened to internet-concerts?“

Ich bin „Ich habe ein Donots-Konzert mit ausschließlich englischen Lyrics gesehen“ Jahre alt.

Lockdownzeiten waren toll…

Egal wo ein Konzert war, ich konnte dabei sein. Ich konnte mir ein Ticket kaufen, mich zu Hause reinjazzen und es schön haben.

Jetzt wird wieder Vorortsein gemacht und das kann ich verstehen. Für Künstler ist das direkte Feedback, mehr noch, die Energie, der Grund, überhaupt Konzerte zu machen. Und die allermeisten Menschen, die Konzerte mögen, gehen nicht wegen der Songs hin sondern wegen des Erlebnisses, der Gemeinschaft, again, der Energie (btw, Netflix-Tipp: Trainwreck – Woodstock 99).

Was ich nicht verstehe (naja, ich versteh’s, aber ich WILL NICHT): Warum kein Internet mehr? Warum sind die Leute beim Schulwesen oder in der Arbeitswelt verständnislos, dass dort alles wieder zum vorherigen Status Quo zurückgeht, statt die digitale Flexibilität zu nutzen, aber keiner kommt drauf, die Strukturen von vor ein, zwei Jahren aufrechtzuerhalten, um mehr Leuten das Konzerterlebnis zu ermöglichen?

Es ist ja nicht so, dass man ein riesen Equipment braucht, man sieht jeden Tag Leute auf Twitch, die mit einem Handy online sind. Ja, das muss etwas besser sein, wenn man Tickets verkauft und wenn man laut sein wird. Aber ich denke trotzdem nicht, dass es so ein wahnsinnig großer Mehraufwand wäre, bei der Technik, die eh schon dabei ist.

Keiner da.

Aber der Aufwand wird sich nicht „lohnen“, da es nur wenige Leute geben wird, die online dabei sein wollen. Barrierefreiheit ist oft den Aufwand nicht wert. Ja, ist hart gesagt, ist aber so. Und hier geht es um Barrierefreiheit, denn Barrieren „im Kopf“ sind auch Barrieren. Vielleicht mit dem Unterschied, dass „wir“ die letzten zwei Jahre einen Geschmack bekommen haben, dass es auch anders ginge. Keine Ahnung, ob es das besser oder schlechter macht, das jetzt wieder loslassen zu müssen.

Wenn ich Zeit habe und dran denke, schreibe ich demnächst mal etwas über die Wertschätzung von „real“ vs „virtuell“ und den so viel schlechteren oder „nicht vollwertigen“ Stellenwert von „virtuell“ in der Gesellschaft. Ich hab schon mal über meine Lockdown-Zufriedenheit geschrieben, nämlich HIER.

Will ich mit dem Post irgendwo hin? Nö. Ich hab einfach heute diesen Impuls gehabt, dass ich mal kurz pissig war, darüber, dass es nun nicht mehr wichtig zu sein scheint, alle zu inkludieren. Die wahrere Wahrheit ist wohl, dass Leute, die aus welchen Gründen auch immer, nicht zu Konzerten gehen können, aber gern würden, nicht sehr sichtbar sind. Wir sind ja auch nicht anwesend (helft mir mal: von wem ist dieser Publikumsbegrüßungs-Witz „Ich sehe auch viele, die nicht da sind“ oder so ähnlich. Ich schwanke zwischen Heinz Erhardt und Otto Waalkes). Ich bin explizit nicht pissig auf Grundhass. Dessen Post war heute nur Auslöser einer Gedankenkette, die dann in diesem Post endete.

Kauft Grundhass-Vorverkauf-Tickets für Herbst/Winter!

Dennoch – Wenn ihr mögt, könnt und wollt: Kauft Grundhass-Tickets. Es ist (denke ich) immer ein netter Abend mit ihm und den lieben Zuschauenden.

Die Termine sind:

07.10.2022 Hamburg
13.10.2022 Oberhausen
14.10.2022 Wiesbaden
15.10.2022 Biberach
22.10.2022 Dresden
24.02.2023 Berlin

Ich schau mir derweil einfach noch mal ein Geisterkonzert aus der guten alten Lockdownzeit an.

Autor

Tiffi

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