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Off Topic zum feministischen Kampftag (Vol 2)

Am 8. März werden/wurden in einer Gemeinschaftsaktion der Meppener Gleichstellungsbeauftragten und der Fairtrade-Steuerungsgruppe wieder Blumen an Frauen verteilt – dieses Mal speziell an Frauen, die ehrenamtlich in Einrichtungen arbeiten. Das fühlt sich nicht gut an und ich habe dazu einen eher sarkastischen Kommentar unter einen Instagrampost der Stadt Meppen geschrieben. Da Sarkasmus aber nur in den seltensten Fällen produktiv ist, habe ich auch einen im weitesten Sinne vernünftigen Brief verfasst und ihn der Gleichstellungsbeauftragten per Mail zukommen lassen.

Den möchte ich auch hier mit euch teilen:

Liebe Frau Mecklenburg,

Nachdem ich einen eher sarkastisch gemeinten Kommentar unter dem Instagram-Post der Stadt Meppen gelassen habe, würde ich es auch gern auf der un-sarkastischen Ebene versuchen, weil es mir wirklich am Herzen liegt.

Es geht um die Blumenschenk-Aktion am Weltfrauentag.

Ich habe das Gefühl, dass diese Aktion der Gleichstellung einen Bärendienst erweist, weil es diesen Tag zu einem Tag des Gratulierens und Danke-Sagens degradiert. Ich glaube, wir sind aber beide der Meinung, dass dies nicht dem eigentlichen Grundgedanken des Weltfrauentages entspricht.

Vielmehr ist es doch ein feministischer Kampftag, der dazu dienen soll, die Gleichstellung weiter voranzubringen. In einem Post des Instagram-Profils „pinkstinks_de“ steht ein, wie ich finde, sehr passender Spruch:

„Der internationale Frauentag feiert nicht, er fordert.“

Blumen zu schenken und Danke zu sagen – das ist Dankes-Sagen zum unentgeltlichen Arbeiten im Privatleben und der Gesellschaft. Es vermittelt: „Es ist gut, wie es ist“. Der Weltfrauentag aber will sagen, dass es Veränderung braucht. Dass es bei dem aktuellen Tempo noch über 100 Jahre dauert, bis sich das Gender Pay Gap geschlossen hat, beispielsweise. Oder dass es vor kurzem ein Grundsatzurteil gab, das besagt, dass gleiche Arbeit gleich vergütet sein muss. Sie kennen das alles schon, aber die Adressat*innen für Ihre Nachrichten am Weltfrauentag möglicherweise eben nicht.

Ich finde es zusätzlich ungünstig, speziell Ehrenamtliche zu beglückwünschen. Zwar ist die Geschlechterverteilung beim Ehrenamt in etwa gleich – ich beziehe mich auf die Ergebnisse des Deutschen Freiwilligensurvey 2014: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/118460/1a128b69e46adb3fa370afc4334f08aa/freiwilliges-engagement-von-frauen-und-maennern-data.pdf). Dennoch gibt es meiner Meinung nach ein Problem, das bei dieser Aktion unsichtbar bleibt.

Aus dem Bericht lese ich, dass Frauen deutlich mehr in sozialen und Care-Bereichen ehrenamtlich tätig sind, während Männer eher im Sport- und Politikbereich tätig sind (Ausnahme: Rettungsdienste). Überspitzt gesagt: Während Männer ihrem Hobby nachgehen, leisten Frauen noch mehr unbezahlte Care-Arbeit.

Außerdem geht aus dem Bericht hervor, dass im höheren Alter der Männeranteil deutlich steigt. Meine ganz persönliche Interpretation ist (mit der „klassischen“ Rollenverteilung im Kopf), dass Männer, die sich auf den Ruhestand zubewegen bzw. diesen erreicht haben, mehr Zeit ins Ehrenamt investieren (können), anstatt sich nun die Alltagsarbeiten mit ihrer Partnerin fair aufzuteilen. Der Mann hat nach dem Ruhestand mehr Freizeit, die Frau immer noch genauso viel Arbeit. Wie gesagt – meine persönliche Interpretation.

Unbezahlte Care-Arbeit mit Blumen zu honorieren, steht meiner Meinung nach unserem Anliegen komplett entgegen. Besser fände ich es, aufzuklären, dass dieses unbezahlte Sich-Kümmern, egal ob nun ehrenamtlich oder privat, dazu führt, dass Frauen von ihren Partnern abhängig sind und/oder auf Altersarmut zusteuern. Ich weiß, dass Sie diese Aufklärung betreiben, aber gerade am Weltfrauentag wäre es besonders wichtig und angemessen!

Mir ist klar, dass man im konservativen Emsland keine Begriffe wie „feministischer Kampftag“, „FLINTA*“ oder Feueremojis benutzen kann, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Ich finde es aber dennoch möglich (und nötig), aufzuklären, dass FLINTA* eben kein Dankeschön oder ein Geschenk wollen, sondern ein Recht einfordern.

Wären alternative Initiativen im nächsten Jahr eine Option? Ich bin bei sowas nicht sonderlich einfallsreich. Vielleicht könnte man im Vorfeld einen Ideenwettbewerb ausloben, bei dem Meppener*innen Ideen für eine Kampagne oder Aktion einreichen können? Oder eine Demonstration organisieren, wie sie heute in so vielen Städten stattfindet? Ich habe wahrgenommen, dass es noch andere Veranstaltungen gibt, aber ehrlich gesagt nur, weil ich eben den Post noch einmal gelesen habe. Es wird auch nur auf die Webseite verwiesen (und dort finde ich heute keine passenden Veranstaltungen). Keine Veranstaltung wird explizit im Post genannt. Weshalb diese Aktion prominent wahrgenommen wird, selbst wenn es noch andere geben sollte.

Ich weiß, diese Aktion gibt es schon recht lange, aber Traditionen können auch weiterentwickelt werden, wenn man feststellt, dass die alte Tradition nicht so ideal verläuft. Wenn Emsländer Schützenvereine es schaffen, auch Frauen aufzunehmen, dann kann man JEDE Tradition verändern!

Liebe Grüße und Danke für Ihre Arbeit!

Autor

Tiffi

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